Leserbriefe

Gewald ist scheiße, Alder

Wie ich neulich im Kommentar „Bloß keine Schwäche zeigen“ von Julia Schaaf gelesen habe, sei ein wichtiger Faktor für die hohe Gewaltbereitschaft der Jugendlichen heutzutage, die überaus schlechte Kommunikation der Teenies untereinander; dazu möchte ich unbedingt Stellung nehmen:

Überall hört man wie die Gewalt an Schulen zunimmt, sogar Innenminister Wolfgang Schäuble sprach dieses Thema an und fordert „härteres Durchgreifen“ und „keine Toleranz“ bzgl. der Gewalt - gut gebrüllt Löwe! Konkreter benennt da die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, die Problematik. Sie meint, dass wo sich Schüler in ihrer Muttersprache abschotten würden, seien die anderen Schüler und Lehrer von der Kommunikation ausgeschlossen und dies führe zu erhöhter Agression und Gewaltbereitschaft. Dies mag wohl leider schon zutreffen, doch steckt, meiner Meinung nach, noch viel mehr dahinter. Da wäre z.B. das angesprochene „Missverständnis“ zwischen den Jugendlichen. Denn oft hört man „Hey Spast, was geht?“ Das „normale“ Verständnis würde „Spast“ als Beleidigung sehen, doch mittlerweile scheint dies die selbe Bedeutung wie „Kumpel“ zu haben. Sowie ein „Leck mich am Arsch“ sowohl bedeuten kann „Lass mich doch in Ruhe“ als auch „Wow, unglaublich“ - dabei ist der Tonfall unglaublich entscheidend und verdient höchste Aufmerksamkeit! Und wehe man schaut jemanden nur eine Sekunde länger an als gewöhnlich, dann bekommt man ein freundliches „Bin ich Kino?“ entgegnet. Diese „Coolness“ zeigt sich auch in den Gesten, also z.B. sieht man wie sich manche Jugendlichen bei der Begrüßung(!) mit der Faust, ja mit der Faust, in den Bauch hauen. Wenn man statt einem schmerzverzerrten Gesicht, ein breites Grinsen vorfindet, so weiß man: es ist alles in Ordnung. Doch das muss man erstmal wissen? Wundert es einen dann noch wie Gewalt an Schulen zunehmen kann? Zudem, wenn man es nämlich genau nimmt, dann kann man da eigentlich kaum jemanden einen Vorwurf machen, denn wenn die Sprache versagt, dann müssen eben andere Mittel her. Tja, was will man tun, wenn zu Hause keine Aufklärung stattfindet, in der deutlich gesagt wird, dass wenn man jemandem in die allseits bekannte „Fresse“ haut, kein „Danke“ oder Strauß Blumen zurückbekommt, sondern einen mindestens doppelt so starker Schlag. Außerdem: Wie soll ein vernünftiges Gespräch stattfinden, wenn schon im Ansatz mit einem verwandelten „Halte bitte den Mund“ in „Halt die Fresse“ oder „Halt 's Maul“, die Kommunikation beginnt? Wenn man dann trotzdem noch die Courage besitzt eine Unterhaltung fortzuführen, sollte man dies nur tun, wenn man über die Grundkenntnisse des Karate-Sports Bescheid weiß. Denn selbst, wenn der Gegenüber kein Interesse an einem Gespräch hat, wird dieser nicht einfach weggehen, nein, denn dann wäre man ja ein Feigling!

Wie wäre es dann, wenn wir um diese Probleme zu umgehen, einfach alle beispielsweise Englisch sprechen würden? Naja zumindest solange bis sich nach einiger Zeit auch dort eine missverständliche Umgangssprache entwickelt hat. Ansonsten haben wir ja noch die gute, alte Morse-Sprache!

Ein Mega-Ei kurz vor Ostern

In dem Bericht „Klinsmann beendet Torwart-Duell“ aus den „BNN“ vom 08.04.06 wurden Sachverhalte aufgezeigt, zu denen ich unbedingt Stellung beziehen möchte:

Endlich ist es raus – Jens Lehmann wird bei der WM in Deutschland im Tor stehen. Doch wie kommt es nur zu dieser Entscheidung? Schließlich hatte doch Jürgen Klinsmann gesagt, er lasse sich keinen Druck machen und gebe die Entscheidung Anfang Mai bekannt. Die sogenannte „T-Frage“ scheint den Bundestrainer doch mehr belastet zu haben, als er zugeben will, wenn er sogar meint, dass dies „die schwerste Entscheidung“ seiner jungen Bundestrainer-Karriere sei. Aber er ist auch in gewisser Weise selbst schuld daran, denn seit er gesagt hat: „Oliver Kahn ist die Nummer 1 und Jens Lehmann sein Herausforderer“ hat er den Stein ins Rollen gebracht. Denn niemand hätte damit gerechnet, dass jemand anderes als „Olli, der Titan“ bei der WM im Tor stehen könnte. Mit solch einer Entscheidung sorgte unser „Klinsi“ für einen echten Paukenschlag, wobei es nicht ganz verwunderlich ist, wenn man die Leistungen beider Torhüter in der letzten Zeit vergleicht. Kahn lässt Bälle ins Tor kullern, die er bei der WM 2002 noch mit einem verwundeten Bein gefangen hätte, während Lehmann solide bei „Arsenal“ - auch auf internationaler Ebene – jeden gefährlichen Ball entschärft. Der „Titan“ scheint zu „bröckeln“ - dabei betonte er doch, dass er den Druck, der auf ihm lastet, braucht um ihn zu „Höchstleistung“ auflaufen zu lassen. Also wenn das die beste Leistung ist, die Kahn zu bieten hat, dann könnte die Meisterschaft ja doch noch richtig spannend werden. Jedoch wenn man hört wie Dortmunds Sportdirektor meint, Jens habe das „Potential“ eine gute Nummer 1 zu sein, dann fragt man sich doch: Potential? Um eine gute WM zu absolvieren bedarf es keinen Torhüter, der noch Potential hat, sondern der sein ganzes Potential schon längst eingesetzt hat. Ebenso erstaunlich war, dass der große „Sportsmann“ in Erwägung zog, nicht mit zur WM zu fahren und erst im Laufe der Wochen seine Zukunft beim DFB bekannt geben würde. Überraschenderweise hatte er aber dann schon am 10. April eine Pressekonferenz in München einberufen um schon jetzt seine Entscheidung mitzuteilen: man glaubt es nicht ... er will als Nummer 2 zur WM und sichert Jens Lehmann – wie der gesamten Mannschaft – volle Unterstützung zu. Respekt, aber ... welches Mäuschen hat ihm das denn ins Ohr geflüstert? War das vielleicht die Bayern-Riege, die sich gedacht hat: „Wenn Olli jetzt, da er eh keine Chance mehr hat Nummer 1 zu sein, sagt, er unterstütze den DFB als Nummer 2, gewinnt er sicher noch mehr an Sympathie und das wirft dann ein gutes Licht auf unseren FC Bayern zurück.“ Anders kann ich mir es kaum erklären. Doch egal ob er das vorgekaut bekam oder wirklich Ernst meinte, als er sagte: „Es braucht nun keiner mehr die Diskussion zwischen Kahn – Lehmann, was wir jetzt brauchen ist eine positive Stimmung und eine Euphorie“ - damit hat er vollkommen Recht. Diese Diskussion scheint nur leider nie aufzuhören, denn wenn Jürgen Klinsmann Bundestrainer bleibt und Timo Hildebrand, die derzeitige Nummer 3, sich weiterhin so gut entwickelt, wird es wohl oder übel zu einem Drei-Kampf kommen.

Vielleicht sollte man die Grundidee der WM einfach mal aufgreifen: „Die Welt zu Gast bei Freunden!“ - das heißt doch: die Freude am Event ist das Größte und nicht solche Dinge wie die „T-Frage“, oder?